Raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung, mit RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten, mit BSV Büro für Stadt- und Verkehrsplanung Dr.-Ing. Reinhold Baier gmbH
Das Entwurfskonzept der Verfasser beruht auf zwei in ihrem Charakter gegensätzliche Pole, deren Spannungsfeld die zentrale Achse der Hauptstraße als Verbindungelement zwischen Bahnhof und Altstadt beleben sollen: Im nördlichen Pol, dem Bereich um die Rheinstraße und Franz-Volk-Straße, soll eine urbane Mischnutzung sowie Mobilitätsinfrastruktur konzentriert werden, während im Süden zwischen Saarlandstraße und Philip-Reis-Straße/Unionsrampe mit der Erweiterung des Pfählerparks (östlich der Hauptstraße) ein hoher Anteil an grünen Aufenthaltsflächen geschaffen werden soll.
Verbunden werden beide Pole über die qualitativ aufgewertete und in Teilen verkehrsberuhigte Hauptstraße, deren Baumbestand vollständig erhalten und im Sinne eines klimaresilienten Stadtumbaus mit zusätzlichen straßenbegleitenden Baumpflanzungen ergänzt wurde.
Die Buslinien des ÖPNVs sowie Radverkehre werden über die gesamte Länge der Hauptstraße geführt, wobei von der ursprünglich im Wettbewerbsverfahren vorgeschlagenen linearen Verteilung eines Anteils der Bushaltestellen entlang der Hauptstraße abgerückt wurde, zugunsten der kompakten Organisation aller geforderten 16 Haltestellen in einem ZOB zwischen Franz-Volk-Straße und Rheinstraße. Die Durchgrünung der Überdachung dieses ZOBs wurde im Vergleich zum ursprünglichen Wettbewerbsentwurf noch stärker akzentuiert, was als konzeptionelle Idee positiv bewertet wurde. Die Umsetzung dieser Lösung wird aufgrund der Größe der erforderlichen Bäume in Kombination mit der Höhe der ZOB-Überdachungen jedoch kritisch diskutiert, ebenso wie die Funktionsfähigkeit des ZOBs, bei dem der Nachweis der notwendigen Flächen für parallele Zu- und Abfahrten der Busse und deren Schleppkurven bislang fehlt. Die Positionierung der geforderten Fernbushaltestellen ist in dem Entwurf nicht ablesbar.
Das nördlich an den ZOB angrenzende Baufeld entlang der Rheinstraße wird mit einer urbanen Mischung aus Wohn-, Büro und Hotelnutzung arrondiert und bildet mit der vorgeschlagenen Dichte und Körnung eine gelungene städtebauliche Fassung für die Bestandsgebäude. Westlich des ZOBs im Bereich zwischen Rheinstraße und Franz-Volk-Straße wird ebenfalls die Arrondierung der Bestandsgebäude vorgeschlagen, wobei hier ein Mobilitäts- und Informationszentrum mit Parkhaus entlang der Rheinstraße integriert, sowie Wohn- und Einzelhandelsnutzungen an der Raumkante zum ZOB vorgeschlagen werden. Aufgrund der Lärmintensität des ZOBs ist in diesem Bereich jedoch die Realisierbarkeit von Wohnnutzungen zu prüfen. Ebenfalls zu prüfen sind die Abstände dieser Raumkante zu den vorgeschlagenen Bushaltestellen, die den Transitbereich für Passanten stark verengen.
Der Entwurf für das historische Bahnhofsgebäude wurde weiter qualifiziert und schlägt nun programmatisch Nutzungen vor, die die Bedeutung des Gebäudes als Mobilitätsknoten in gelungener Weise unterstreichen und ergänzen. Architektonisch wurde die Öffnung der historischen Arkaden im mittleren Bereich des Bahnhofsgebäudes sowie ein, den Arkaden vorgelagerter, gegenüber dem Niveau der Hauptstraße erhöhter Terrassenbereich vorgeschlagen. Diese Maßnahmen stellen zum einen ein Zitat an den historischen Zustand des Gebäudes dar und erhöhen zum anderen den Bezug des denkmalgeschützten Gebäudes zum Bahnhofsvorplatz.
Der Entwurf sieht weiterhin die Ergänzung der ebenfalls denkmalgeschützten Stahlträgerkonstruktion des Vordachs im Norden und Süden vor, deren nicht bauzeitliche Deckung mit einer transparenten Glasüberdachung erneuert werden soll, sodass hier großzügige überdachte Eingangssituationen entstehen, an denen jeweils Treppen- und Aufzugskerne die Erschließung der Unterführungen inszenieren. Die Umsetzbarkeit dieser entwurfsprägenden Überdachung durch den Eigentümer, die als verbindendes, leicht zurückgesetztes Element den Bahnhof umrahmt, wird jedoch in Frage gestellt.
Im Norden endet die Überdachung an der Fassade eines neu geplanten Fahrradparkhauses, das zweigeschossig organisiert ist und über eine integrierte Fahrradrampe die Anbindung der Nordunterführung ermöglicht. Ein weiteres Fahrradparkhaus wird südlich des Bahnhofsgebäudes im erweiterten Pfählerpark vorgesehen. Dieses bildet, in Kombination mit einem Café, den einzigen baulichen Baustein in diesem landschaftlich gestalteten südlichen Bereich des Entwurfs.
Im Bereich des erweiterten Pfählerparks wurde der vorgeschlagene Anteil an Grünflächen erhöht und der vorhandene Baumbestand vollständig integriert. Es bleibt in diesem Konzept jedoch weiterhin offen, ob die vorgeschlagene freiräumliche Gestaltung eine Erhöhung der Nutzungsqualität leisten kann. Die im Entwurf vorgeschlagene „Multicodierung“ der Flächen wurde nicht weiter spezifiziert und es fehlen tiefergehende Vorschläge zur Erhöhung der sozialen Kontrolle und des Sicherheitsempfindens in diesem Bereich.
Insgesamt bietet die Arbeit ein im Detail hervorragend ausgearbeitetes Konzept, dessen hoher Anteil an Grünflächen positiv gewürdigt wurde. Gerade im südlichen Bereich wären jedoch programmatisch dichtere Vorschläge - gegebenenfalls in Verbindung mit sensibel eingefügten baulichen Maßnahmen - wünschenswert, um die Urbanität an diesem wichtigen Ankunftsort zu stärken.